Verbot der Gehsteigberatung vor der Abtreibungsklinik in München

Mit Wirkung vom 20. Mai 2011 wurde durch das Kreisverwaltungsreferat der Stadt München die Gehsteigberatung vor der Stapf-Klinik zur strafbaren Handlung erhoben. In den vergangenen 11 Jahren konnten durch den Einsatz der Mitarbeiter des Lebenszentrums München an dieser Stelle mehrere hundert Kinder vor dem Tod durch Abtreibung bewahrt werden. Ebenso wurden die sehr oft in diesem Zusammenhang auftretenden psychischen Folgeschäden von diesen Müttern abgewendet. Heute freuen sich diese Mütter über ihre Kinder.

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Durch diese Entscheidung der Stadt München dürften jetzt kaum mehr Babys durch die Gehsteigberater aus akuter Lebensgefahr gerettet werden können. Die Stadt München übernimmt damit die Verantwortung für die vorgeburtliche Tötung von ca. 50-80 Kindern pro Jahr, welche durch den Einsatz des Lebenszentrums bisher gerettet werden konnten. Es hat auch den Anschein, dass die psychischen Folgeschäden der Mütter wohl kein Problem für die Stadt München darstellen.

Eine Huldigung an die “Kultur des Todes”!

Lesen Sie unsere Pressemitteilung:

Lebensschutzverein protestiert gegen Verbotsbescheid der Landeshauptstadt München

Zum ersten Mal seit Beginn seiner Tätigkeit im September 1999 darf der Verein „Lebenszentrum e.V.“ vor Deutschlands größter Abtreibungsklinik (ca. 4000 vorgeburtliche Kindstötungen finden dort jährlich statt) keine Hilfsmöglichkeiten mehr für Schwangere bzw. für unter Abtreibung leidende Frauen anbieten. Das Kreisverwaltungsreferat der LH München erließ einen Bescheid, der die sogenannte Gehsteigberatung mit sofortiger Wirkung untersagt.

„Heute ist der traurigste Tag unserer Vereinsgeschichte, weil wir zum ersten Mal seit September 1999 keine Hilfe in letzter Sekunde für jene Frauen anbieten dürfen, die auf dem Weg zur Tötung ihres eigenen Kindes doch noch einmal in Zweifel über ihre Entscheidung geraten“, so Wolfgang Hering, Gründer und erster Vorsitzender des Lebenszentrum e.V.. „Ab dem heutigen Tag sind jedes Jahr 50-100 Babys im Mutterschoß zum Tode verurteilt, die nicht sterben müssten! Und ebenso viele Mütter, die in ihrer Verzweiflung keinen anderen Ausweg als die Abtreibung sehen, erfahren keine Hilfe in letzter Sekunde und sind durch den Bescheid der Stadt dazu verdammt, womöglich Jahrzehnte lang an den Folgen des Post-Abortion-Syndroms (PAS) zu leiden!“

Der deutsche Zweig des auf allen fünf Kontinenten vertretenen katholischen Lebensschutz-Apostolates hat seit seiner Gründung ca. 700-800 ungeborene Kinder vor dem Abtreibungstod bewahrt und ebenso vielen Müttern bzw. Familien konkrete Hilfe, zum Teil seit über zehn Jahren, zukommen lassen. „Was auch immer du brauchst, Mama, wir stehen zu Dir und gehen mit Dir durch Dick und Dünn!“ ist einer der meistgebrauchten Zusicherungen an Frauen, die sich vor der „Klinik“ auf ein Gespräch mit den Gehsteigberatern einlassen. Die Dankbarkeit vieler Mütter und Väter, die glücklich und stolz ihre neugeborenen Babys im Lebenszentrum präsentieren, hält oft jahrelang an. So hielt eine Mutter die ganze Zeit ein Foto ihres siebenjährigen Sohnes vor sich, als sie am 13. April 2011 einem Vertreter des Kreisverwaltungsreferates vortrug, dass ihr Kind nicht leben würde, wenn sie nicht vor der Abtreibungsklinik angesprochen worden wäre. Weitere vier Mütter und ein Vater bekundeten eindeutig dasselbe. Insgesamt dreizehn Babyrettungszeugnisse dieser Art wurden im sogenannten Gehsteigsberatungsprozess „Stapf gegen Lebenszentrum“ am 25. Juli 2006 beim Landgericht München I vorgetragen. In mehr als achtstündiger Beweisaufnahme hatte der vorsitzende Richter den Hilfsdienst des Lebenszentrums akribisch genau untersucht. Obwohl auch der Abtreibungsarzt Stapf mehrere Zeugen ins Feld führte, ergaben sich keinerlei Ansatzpunkte, die eine Belästigung oder gar Rücksichtslosigkeit gegenüber den stets freundlich und respektvoll angesprochenen Frauen ergaben. Der vorgenannte Gerichtsprozess ist im Bescheid der Stadt – trotz mehrfacher Hinweise des Lebenszentrum e.V. – nicht einmal erwähnt. „Ich messe dem Selbstbestimmungsrecht der Frau einen sehr hohen Stellenwert bei!“ so der LG-Richter im Juli 2006 in seiner Urteilsbegründung. „Und damit auch, ob sie sich aus eigenem Antrieb auf ein Gespräch vor der Klinik einlassen will oder nicht.“

Auch die elementaren Kernsätze des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom 28. Mai 1993 finden bei der Landeshauptstadt München offensichtlich wenig Beachtung. Das vorgenannte Urteil bildet die verfassungsrechtliche Grundlage für die gesamte Gesetzgebung zu Schwangerschaftsabbruch und –konfliktberatung. Die Verfassungsrichter haben zweifelsfrei dokumentiert, dass es sich um die Tötung eines Menschen und somit um eine Straftat handelt, die unter Beachtung der vom Gesetzgeber festgelegten Richtlinien straffrei bleiben kann. Niemand hat das Recht auf die Tötung eines ungeborenen Kindes. Im Gegenteil: Auch das ungeborene Kind hat gemäß Artikel 1 GG – „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ – ein eigenständiges Recht auf Leben, unabhängig von den Persönlichkeitsrechten der Mutter, so die eindeutige Aussage des BVG.
„Das eigenständige Recht des ungeborenen Kindes auf Leben findet im Bescheid des KVR überhaupt keine Beachtung”, so Wolfgang Hering. “Die völlig ungestörte Atmosphäre einer Frau – die womöglich auch noch verzweifelt und alleingelassen ist – auf dem Weg zur Tötungsanstalt für ihr ungeborenes Kind genießt im KVR München seit Neuestem einen weitaus höheren Stellenwert, als das Lebensrecht eines kleinen, wehrlosen und schutzlos ausgelieferten Kindes im Mutterschoß.”

Den Mitarbeitern des Lebenszentrums e.V. springen zwei weitere Dinge aus dem Bescheid offenkundig ins Auge:

“1. Obwohl wir unsere Arbeit gegenüber KVR und Polizei elfeinhalb Jahre lang transparent und ehrlich dargestellt haben, scheint man im KVR nicht (mehr?) wahrhaben zu wollen, wie wertvoll der Dienst vor der Abtreibungsklinik von direkt Betroffenen wahrgenommen wird. Anders können wir uns die plötzlich – u. E. vielleicht politisch motivierte? – völlig neue Rechtsauffassung des KVR nicht erklären. Die Ansicht des KVR, die Frauen könnten freiwillig auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Abtreibungsklinik die Helfer des Lebenszentrums – dort dürfen wir noch verweilen – ansprechen, ist absolut praxisfremd und weder lebensrettend fürs Kind noch hilfreich für die Mütter, wie diese selbst deutlich artikulieren.

2. Sie haben keine Ahnung von den Leiden vieler Frauen nach Abtreibung, auf deren Heilung sich die Mitarbeiter des Lebenszentrums in besonderer Weise spezialisiert haben.”
Wir klagen an: Mit ihrem Bescheid nimmt die Landeshauptstadt München nicht nur die grausame Tötung ungeborener Kinder in Kauf, die nicht sterben müssten, wenn wir sie weiterhin aus höchster Lebensgefahr retten dürften. Darüber hinaus lässt sie viele Mütter ins offene Messer des Post-Abortion-Syndroms laufen, weil keine Chance mehr besteht, sie in letzter Sekunde vor diesem selbstverletzenden Schritt zu warnen.

Der Verein Lebenszentrum e.V. wird gegen den Bescheid des KVR gerichtlich vorgehen. „Das sind wir den wehrlosen ungeborenen Kindern ebenso schuldig wie den notleidenden Frauen, sei es vor oder nach einer Abtreibung. Unsere nun fast zwölfjährige konkrete praktische Erfahrung mit Müttern, Kindern und Vätern stellen wir gegen die an KVR-Schreibtischen erdachten Theorien.”

gez. Wolfgang Hering (Präsident)
Lebenszentrum e. V.
Westendstraße 78, 80339 München
Tel.: (0 89) 51 99 98 51 Fax: (0 89) 51 99 98 52
http://www.kostbare-kinder.de – E-mail: info@kostbare-kinder.de

Woche für das Leben 2011

Die ungeborenen Kinder nicht vergessen!

Abtsteinach. Seit 20 Jahren schon rufen die katholische und evangelische Kirche gemeinsam zur „Woche für das Leben“ auf. Ursprünglich war diese Woche dazu gedacht, auf das schwere Unrecht der Abtreibungstötung aufmerksam zu machen. Die heutigen Veranstalter und Verantwortlichen in den Kirchen aber haben dieses Anliegen mehr und mehr aus dem Blick verloren. Offensichtlich will niemand den „historischen Kompromiß“ gefährden, der vor Jahren in der Politik gefunden wurde, um die zuvor geltenden Regeln in der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik abzulösen; diesen Kompromiß, der so hoch gelobt wurde und der doch nicht anders als die vorangehenden Gesetze täglich ca. 1000 ungeborenen Kindern einen qualvollen Tod und vielen ihrer Mütter lebenslange Gewissensbisse und Qualen (Post Abortion Syndrom PAS) beschert.
„Daran hat man sich gewöhnt, man ist zur Tagesordnung übergegangen, leider vielfach auch innerkirchlich“, kommentiert Walter Ramm, Vorsitzender der Aktion Leben e.V. dieses Geschehen. „Wir als Lebensrechtler werden uns nie mit diesem Zustand abfinden!“
Die Aktion Leben e.V. wird in dieser Woche, der „Woche für das Leben 2011“, mit mehreren Informationsständen in Fußgängerzonen sowie Vorträgen auf das geltende Unrecht aufmerksam machen. „Wir rufen alle Menschen guten Willens auf, diesem Unrecht ein Ende zu setzen“, sagt Walter Ramm.

Wie die Zehn Gebote den Weil zu RTL fanden

Spätnachmittags werde ich von RTL aus Köln angerufen; eine junge Frauenstimme war am Apparat. Stimmengewirr im Hintergrund. „Ist da jemand von der Kirche?“ . „Ja“, sag ich, „Landesbischof Hirschler“. „Was?“ fragt sie. „Ich bin der Bischof‘, sage ich. „Toll“, sagt sie. „Mensch, hier“, ruft sie in den Hintergrund, „ich habe einen richtigen Bischof dran  –  Ja, also, wir sind hier das Team für die Sendung <Wie bitte?> Wir haben da mal eine Frage.“ „Ja?“ „Sagen Sie mal, es gibt doch in der katholischen Kirche so Gebote. Kennen Sie die?“

„Ja, klar“, sag ich, „das sind dieselben wie in der evangelischen Kirche.“ „Ach“, sagt sie. „Was steht denn da drin? Sind das viele?“ „Ja, das sind die Zehn Gebote.“ „Ach“, sagt sie, „zehn?“ „Ja“, sag ich, „da stehen ganz vernünftige Sachen drin! Fünftes Gebot: Du sollst nicht töten: Siebtes: Du sollst nicht stehlen; Sechstes Gebot, kann man sich gut merken wegen Sex: Du sollst nicht ehebrechen; Achtes Gebot: Du sollst keine falschen Nachrichten senden.“

„Ach“, sagt sie, „ist ja interessant“. „Und“, sag ich, „es gibt Luthers Erklärungen dazu. Beim fünften Gebot zum Beispiel ‚Du sollst nicht töten‘: dass wir unserem Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und ihn fördern in allen Leibesnöten!

„Toll“, sagt sie, „Gebote gleich mit Gebrauchsanweisungen. Sagen Sie, können Sie uns das mal durchfaxen?

So kam Luthers Kleiner Katechismus zu RTL.

Horst Hirschler

 

Der privilegierte Planet

Der privilegierte Planet

Dieser Film zeigt mit Hilfe von vielen Animationen und großartigen Aufnahmen, dass unsere Erde sich nicht einfach zufällig an einem beliebigen Ort im Sonnensystem und Galaxie befindet, sondern an einer sehr guten exakt ausgesuchten Stelle.

Diese Stelle ist nicht nur notwendig für unser Leben und Überleben, sondern sie ist darüber hinaus ein Balkon, der eine weitreichende Beobachtung des Universums erlaubt.

Sollte uns jemand diese „Sonnenseite“ im Universum bewusst ausgesucht haben?

Der Film ist in deutscher Sprache bei Drei Linden Film erhältlich

Der rechte Schächer

Gestern habe ich mich bei der Betrachtung der Matthäus- Passion (Mt. 26) gefragt, warum die beiden Outlaws, die mit Jesus gekreuzt wurden nichts besseres zu tun hatten, als über ihren „Mit- Leidenden“ zu lästern!

Qualvoll am Kreuz zu scheitern ist wohl dem Menschen nicht peinlich genug.  Wenn jemand in der Nähe ist, dem es noch schlechter geht oder augenscheinlich noch tiefer gefallen ist als man selbst, gönnt man sich die „Genugtuung“ sich über denjenigen auch noch lächerlich zu machen.

Dabei fallen mir auch die immer wiederkehrenden titelseitigen und großflächigen Artikel in den Massenmedien ein, die frivol über einen Fall eines Mannes der Kirche berichten. Über das Schlechte in der Welt berichten aus der Fingerzeig- Perspektive heraus.  Sicher ist es deren Brot (bad news are good news), aber die Art und Weise der Darstellung zielt nicht nur auf die Ächtung der Person, die schlecht handelte, sondern ganz gezielt auf die Diffamierung der ganzen Institution deren Mitarbeiter er nur ist.

Wie gut, dass Jesus mit uns Mitleid hat, wie schwer wir uns auch verfehlen. Auf Reue folgt Vergebung. Die katholische Kirche hat dazu das passende Instrument: Die Beichte – persönlich, diskret und kostenlos. Nach Lukas sind uns die Worte Jesu am Kreuz an den reumütigen Schächer überliefert:  „Heute noch wirst Du mit mir im Paradies sein!“ (Lk 23,43)

Der Herausgerufene bist DU

Sie werden sich erinnern, dass ich gesagt habe, die neunundneunzig Gerechten sind ein Phantom. Diese Bezeichnung ist vom Herrn ironisch gemeint. Es gibt nicht die neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen. Das verlorene, das verirrte Schaf im Dornengestrüpp: das bist Du und das bin ich! Wir müssen umdenken. Der Herr ist gekommen, damit wir eine völlig neue Dimension unseres Denkens gewinnen, ganz im Gegensatz zur Welt, im diametralen Gegensatz zum üblichen Denken der Menschen.

Es gibt Fragen, die da lauten: Warum hat der Herr immer nur je einzelne unter so vielen geheilt? Es gab Tausende von Aussätzigen; warum hat er nur wenige geheilt? Es gab viele Entschlafene; warum hat er nur drei erweckt? Es gab soviel Not und Krankheit; warum immer nur einzelne, die Er herausgenommen hat? Er ist eben nicht gekommen, um das Leid von dieser Erde zu verbannen. Er ist eben nicht gekommen, um die Menschen von ihrem Leiden, von ihren Krankheiten zu erlösen. Er ist eben nicht gekommen, um eine „bessere, eine glücklichere Menschheit“ zu schaffen. Sondern Er ist gekommen Deinetwegen, wegen Dir, nur wegen Dir, um Dich herauszuholen und heraus zurufen.

Und jeder Bericht über eine Heilung, eine Befreiung von Besessenheit, über eine Erweckung meint Dich. Du bist angeredet, Dir wird die große Chance eröffnet, Dir wird das Angebot gemacht. Du sollst herausgerufen werden aus der Waagerechten hinein in die Senkrechte. Es ist unvorstellbar und lächerlich, dass der Herr eine Organisation gegründet hätte, um möglichst viele – am besten alle – Leidtragenden, Beladenen zu heilen und ihnen eine bessere Lebensqualität zu vermitteln. Mit solchen Vorstellungen und Zielsetzungen hat der Herr nichts, nicht im entferntesten etwas zu tun. Er will keine bessere Welt. Er will keine moralischere Menschheit. Er will keine wohnlichere, humanere Erde. Darum ist er nicht gekommen. Er ist Deinetwegen gekommen, nur Deinetwegen, um Dich heraus zurufen zu Sich in Dich hinein. Das ist der Sinn Seines Angebotes. Immer nur den einzelnen, eben Dich

Das ist das Herrliche, das Neue, die neue Dimension. Es ist eine Last, eine Krankheit, daß in unseren Reihen nach rechts und links geschaut wird. Der Herr hat es doch so deutlich, so über deutlich gesagt, und man lese doch sehr genau die hl. Schrift, eben besonders die Evangelien, besonders Johannes. Er erwählt den Simon, Er bestätigt die Erwählung: „Weide meine Lämmer!“ Aber Petrus dreht sich um – dieses typische Sich-Umschauen, nach rechts und links, nach vorn und hinten schauen, das der Herr verbietet, das der wahren Liebe im Wege steht –, er schaut auf Johannes: „Was aber ist mit diesem da?“ Immer wieder erleben wir dies in den Gemeinden, wohinter auch eben ein falscher Begriff steckt, eine falsche Vorstellung.

Wenn in der Apostelgeschichte und in den Apostelbriefen von „Gemeinde“ die Rede ist, dann ist damit nur gesagt „eine örtliche Beziehung“. Hier in Galatien, in Korinth, in Philippi ist der Herr da. Da ist Kirche, weil Christus mit seinem Anspruch sichtbar, hörbar, wahrnehmbar zugegen ist und sich dort dieser und dieser je einzelne Ihm öffnet. Das ist die Gegebenheit der Gemeinde: eine Beziehung von Du zu Du und Du in Du.

„Aber was ist mit diesem da?“ – Antwort des Herrn: „Was geht das dich an!“ „Da sieh mal an, was die für ein Leben führen. Die gehen ja zur Kommunion. Dass das der Pfarrer zulässt, diese Leute zur Kommunion gehen zu lassen.“ – Antwort des Herrn: „Was geht das dich an?“ Die leben so; die leben so: weg mit der moralischen Kategorie aus unserem Bewusstsein! Christus ist nicht gekommen, um uns moralisch aufzubessern. Christus ist nicht gekommen, um uns zu moralischen Menschen zu machen, um uns moralisch aufzustocken.

Er denkt gar nicht daran! Erst wenn wir dieses moralische Denken aus unserem Geist verbannen, haben wir die Chance, unendlich moralischer zu werden als diejenigen, die als Befehlsempfänger nur auf den Wortlaut der Gebote schauen und meinen: Was muss ich tun, darf ich das tun, muss ich das tun, was ist verboten, was ist erlaubt? Das ist Knechtesinn. Diesen Sinn auszutreiben ist Christus gekommen. „Bin ich besser, ist der besser, lebt der moralischer, jener moralischer, und der lebt in der öffentlichen Sünde und, und,“

„Was geht das Dich an. Du folge mir nach!“ Du bist gemeint! Du kommst in die Senkrechte; da hört das nach rechts und links, nach hinten und vorne Schauen auf. Und erst wenn Du dies begriffen hast, statt des ES einer moralischen Verhaltensweise, statt der sächlichen Dimension kommt jetzt die personalen Dimension, das DU zu DU, Liebe – gib Dich hin, öffne Dich, sage JA; und dann tu, was Du willst. Du wirst dann automatisch unendlich moralischer handeln, ganz von selbst.

Du wirst aber sehr unzufrieden sein mit Deinem Einsatz. Du wirst ihn für nichts achten, weil die Liebe keine Zufriedenheit kennt und weil die Liebe kein GENUG kennt und weil die Liebe kein gutes Gewissen kennt als sanftes Ruhekissen. Die Liebe kennt nur die unendliche Erbarmung des Geliebten, das grenzenlose Vertrauen in den Geliebten, dem sie sich hingibt. Ich bin ganz in meinem Geliebten, und mein Geliebter ist mein, Er, der mich liebt, da atme ich neu, da finde ich mich neu, da bin ich erhoben, angenommen, da finde ich ein neues Selbst in Ihm, durch Ihn; da atme ich ein neues heiliges, stolzes, demütig stolzes Selbstbewußtsein, das Selbstbewußtsein, das sich eben empfängt, ein ICH, das aus dem DU stammt, mit dem Er mich anredet und herausweckt aus allen Verflochtenheiten der waagerechten Dimension.

Du bist gemeint. Und erst wenn Du dies begriffen hast und nicht mehr nach rechts und links nach moralischen Gegebenheiten fragst und vergleichst und geheimen Neid in Dir hegst und geheime Rachsucht in Dir hegst, da eröffnet sich erst die Möglichkeit der wahren Liebe. Dann kann sie erst erblühen unter solchen, die jeweils als Einzelne und Einsame Ihn gefunden haben und sich Ihm hingeben und Ihn vor ihr geistiges Angesicht bekommen; da auf einmal ergibt sich das große Verlangen, dem je Begegnenden die Tür zu öffnen, um in die Senkrechte hineinzusteigen; nicht das Bestreben, möglichst viele in vergleichbarem Maße gerecht zu behandeln, gleich zu behandeln – das sind Begriffe, die dem Neuen Testament völlig fremd sind; dafür interessiert sich Christus überhaupt nicht –, sondern daß Du hinaufgehoben wirst ins Du zu DU und DU in DU.

Und daraus ergibt sich die wahre, fraglose, bedingungslose, vorurteilslose, zwecklose, unvoreingenommene Liebe. Erst wenn der Einzelne sich herauslösen lässt und kein Nebeneinander mehr kennt und kein Außerdem und kein Miteinander und kein Und, kein Hintereinander und kein Voreinander, sondern nur das Ineinander in der Senkrechten, da erblüht von selbst, nicht arrangiert, nicht gemacht durch irgendwelche Mätzchen und Gemeinschaftsarrangements und das gottverhaßte Miteinander – diese große Ehrfurcht zueinander, ineinander. Das ist immer dies eine und immer dies, der je Einzelne. Und das bist eben Du und nur Du. Und was ich immer wiederhole: Du wirst zu einem riesigen NUR, und nur wenn Du NUR wirst, wirst Du zur Liebe fähig, weil Du dann auch im je Begegnenden das große NUR ehrfürchtig erkennst und bestaunst im Schweigen der Hingabe, des für Ihn, zu Ihm hin und in Ihm Seins.

Alles Aufzählen, alles Vergleichen, alles, was sich zwischen rechts und links begibt: dies zu überwinden, dies vergessen zu lassen, dies hinter uns zu lassen als das Gemeine, dazu ist Christus gekommen, und Seine Gerechtigkeit hat mit verteilender Gerechtigkeit überhaupt nichts zu tun, sondern es ist das Aufgerichtet-sein in die Lotrechte der personalen IN-Beziehung, des IN-Leidens, des Drinnen-seins, des DU in DU, was mit dem Gleichnis vom stillen Kämmerlein gemeint ist.

Da haben wir es wieder. Da ist es denn wieder von Satz zu Satz, von Begebenheit zu Begebenheit; von Szene zu Szene erleben wir dies, immer wieder dies und nur dies: das stille Kämmerlein, woraus alles erfließt, was Wert hat. Und alles hat nur in soweit Wert, als es aus dem stillen Kämmerlein erfließt. Da wird es Geist, da wird es Anbetung, da wird es Hingabe, da wird es Erleuchtung und Erlösung. „Siehe, Ich mache alles neu.“

Pfarrer Hans Milch, 1985