Organspende oder nicht?


Eigentlich müssten die Zeiten vorüber sein, in denen katholische Bischöfe und Geistliche sich mit dem Hinweis auf die Medizin, dass der sog. Hirntod der tatsächliche Tod des Menschen bedeute, für das Hirntod-Konzept und die daraus resultierende Organtransplantation aussprechen.

WISSENSCHAFTLICHE ÄUSSERUNGEN

Denn aus der Wissenschaft kommen immer häufiger Zweifel an diesem Konzept. Kein ernst zu nehmender Wissenschaftler spricht mehr davon, dass der sog. Hirntod den Gesamt-Tod des Menschen bedeutet.

Manche aber meinen, dass trotzdem der sog. Hirntod als Entnahmekriterium für Organe akzeptiert werden könne. Angesichts dieser Zweifel sollte aber doch eher das Prinzip gelten: „In dubio pro Vita“ (im Zweifel für das Leben)! Warum?

Der sog. Hirntod (ein Zustand, in dem wir mit unseren heutigen Methoden keine Hirnaktivitäten mehr feststellen können) markiert vielleicht einen entscheidenden Punkt im Sterbeprozess des Menschen. Das Sterben ist aber eben ein Prozess, ein Verlauf (und kein Zeitpunkt), und das Sterben gehört noch zum Leben!

KIRCHLICHE ÄUSSERUNGEN

Es ist festzuhalten, dass es außer den folgenden Äußerungen im Katechismus (KKK) keine lehramtlichen Äußerungen oder Festlegungen gibt, wohl aber – leider oft unqualifizierte Äußerungen einzelner Bischöfe und Theologen. (Ein eklatantes Beispiel hierfür ist die am 06. Oktober 2011 anlässlich der Herbstvollversammlung veröffentlichte Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema Organspende.)

Der Katechismus der kath. Kirche (KKK) lehrt in der 2. Ausgabe vom Jahr 2003:

Die Organverpflanzung entspricht dem sittlichen Gesetz, wenn die physischen und psychischen Gefahren und Risiken,die der Spender eingeht, dem Nutzen, der beim Empfänger zu erwarten ist, entsprechen. Die Organspende nach dem Tod ist eine edle und verdienstvolle Tat, sie soll als Ausdruck großherziger Solidarität gefördert werden. Sie ist sittlich unannehmbar, wenn der Spender oder die für ihn Verantwortlichen nicht die ausdrückliche Zustimmung gegeben haben. Zudem ist es sittlich unzulässig, die Invalidität oder den Tod eines Menschen direkt herbeizuführen, selbst wenn dadurch der Tod anderer Menschen hinausgezögert würde.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Kap. 2296, Oldenbourg, München, 2003)
Allerdings ist interessant, daß in der 1. Auflage des KKK von 1993 das Kapitel 2296 noch anders formuliert wurde: „Organverpflanzung ist sittlich unannehmbar, wenn der Spender oder die für ihn Verantwortlichen nicht im vollen Wissen ihre Zustimmung gegeben haben. Sie entspricht hingegen dem sittlichen Gesetz und kann sogar verdienstvoll sein, wenn die physischen und psychischen Gefahren und Risiken, die der Spender eingeht, dem Nutzen, der beim Empfänger zu erwarten ist, entsprechen. Die Invalidität oder den Tod eines Menschen direkt herbeizuführen, ist selbst dann sittlich unzulässig, wenn es dazu dient, den Tod anderer Menschen hinauszuzögern.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Kap. 2296, Odenburg, München, 1993)

Jedenfalls bezieht sich dieser Passus ganz eindeutig auf die Spende eines paarigen Organs von weiterlebenden Personen. Die Formulierungen bzgl. „physischen und psychischen Gefahren und Risiken (…) Die Invalidität oder den Tod direkt herbeizuführen (…)“ machen ja bei Organ- “Spende“ nach sog. „Hirntod“ keinen Sinn. Nach  der heute üblichen Organentnahme ist der Spender jedenfalls immer „mausetot“!

WIDERSPRÜCHLICHES

Was dringend angemerkt werden muss: Neben anderen Ungereimtheiten beruft sich der „Katholische  Erwachsenen Katechismus – Leben aus dem Glauben“, der Deutschen Bischofskonferenz (1995) auf den KKK von 1993, Kap. 2296, wendet dessen Kriterien aber wahrheitswidrig auf die Organentnahme nach sog. Hirntod an:

(…) Die Feststellung des Hirntodes ist ein sicheres Anzeichen dafür, daß der Zerfall des ganzmenschlichen Lebens nicht mehr umkehrbar ist. Es ist von diesem Zeitpunkt an vertretbar, Organe für eine Organverpflanzung zu entnehmen. Die Möglichkeit, den endgültigen Tod eines Menschen festzustellen, kann die Angst ausräumen, daß Organe entnommen werden, ehe der Mensch tot ist. Darüber hinaus ist die Entnahme von Organen Verstorbener an bestimmte Bedingungen gebunden, denn sie ist ein Eingriff in die Integrität des toten Leibes. Staatliche Gesetze regeln deshalb die Bedingungen für die Erlaubtheit der Organentnahme. Bedeutsam ist die vor dem Tod gegebene Einwilligung des Spenders oder bei Verstorbenen die Zustimmung der Angehörigen. ‘Organverpflanzung ist sittlich unannehmbar, wenn der Spender oder die für ihn Verantwortlichen nicht im vollen Wissen ihre Zustimmung gegeben haben.“ (Anm.: Der Verweis auf KKK 2296 wurde von der Redaktion unterstrichen.)  „… Staatliche Regelungen und ärztliche Richtlinien sollen dazu beitragen, dass Missbrauch verhindert wird …“ (Katholischer Erwachsenen Katechismus, “Leben aus dem Glauben”, Band 2, S. 315f, Herausgeber: Deutsche Bischofskonferenz, 1995) –

Der Katechismus der Deutschen Bischofskonferenz irrt gleich in mehreren Punkten:

  1. Lebensfrische Organe können nie von einem wirklich toten Menschen entnommen und verpflanzt werden.
  2. Bei einem sog. Hirntoten hat „der Zerfall des ganz menschlichen Lebens“ keineswegs unumkehrbar begonnen. Viele Patienten, bei welchen die Angehörigen eine Organentnahme verweigerten, lebten weiter (siehe unsere Info-Materialien).
  3. Staatliche Gesetze“ gab es zu dieser Zeit überhaupt noch nicht. Das Transplantations-Gesetz wurde erst am 05.12.1997 verabschiedet und die ärztlichen Richtlinien seitdem mehrmals geändert.

Sterbende dürfen, auch um eines noch so guten Zweckes willen, nicht getötet werden!

WIR SOLLEN ABER DOCH GUTES TUN!

Was ist mit dem Argument, das man oft in der Diskussion hört und mit dem auch schon Angehörige moralisch unter Druck gesetzt wurden: „Eine größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh. 15,13)? Oder was ist mit dem Hinweis auf die heroische Tat des Hl. Pater Maximilian Kolbe, der in Auschwitz für einen Familienvater in den Hungerbunker ging? (Es hat einmal jemand P. Kolbe den größten Organspender genannt!)

Moraltheologisch kann folgendes dazu gesagt werden: Es ist nie und unter keinen Umständen erlaubt, etwas, was in sich schlecht ist, zu tun oder zu wollen. Die Tötung und auch die Selbsttötung aber sind in sich schlecht!

In der Instruktion „Donum Vitae“ heißt es: „Nur Gott ist der Herr des Lebens von seinem Anfang bis zu seinem Ende. Niemand (auch der Mensch sich selbst nicht) darf sich, unter keinen Umständen, das Recht anmaßen, ein unschuldiges menschliches Wesen direkt zu zerstören.“ (Anm.: Man vergleiche hierzu auch die Ansprache Papst Pius XII. an die med.-biol.-Vereinigung „St. Lukas“ am 12.11.1944.)
Oder wie es der Römerbrief Kap. 3,8 sagt: „Und sollen wir nicht – wie uns verleumderisch nachgesagt und uns von gewissen Leuten in den Mund gelegt wird – das Böse tun, damit das Gute komme? Die so reden, trifft mit Recht das Gericht.“
Oder Veritatis Splendor in Kap. 80: „..ist es doch nicht erlaubt, nicht einmal bei sehr schwerwiegenden Gründen, das sittlich Schlechte zu tun, damit daraus das Gute hervorgehe.

Das gilt auch für das oben angeführte Bibelwort (Joh. 15,13). Der Mensch hat über sein Leben und seine Gesundheit und sein seelisches und körperliches Vermögen kein vollkommenes Eigentumsrecht, sondern nur das sog. „Dominium utile“, ein Nutzungsrecht.

Die Juden haben nichts Gutes getan, als sie Jesus gekreuzigt haben. – Es war Mord! – Es geschah unter Gewaltanwendung! Ob schon der Kreuzestod der „Erlösungstod“ für uns alle war.
Die NS-Schergen haben nichts Gutes getan, als sie Pater Maximilian Kolbe getötet haben. – Es war Mord! – Es geschah unter Gewaltanwendung! Wenn auch ein Familienvater dadurch gerettet wurde. Man nennt die NS-Täter mit Recht Mörder!

UND DIE ZUSTIMMUNG?

Aber, so könnte man einwenden, man stimmt doch selbst zu bei der Organentnahme.

  • Wir haben, wie gesagt, kein Verfügungsrecht über das Leben, auch nicht über unser eigenes!
  • Ein anderer muß es tun. – Der Arzt tötet!
  • Auch wenn der Organentnahme zugestimmt wird, ist sie Tötung eines sterbenden, aber noch lebenden Menschen und deshalb sittlich zu verwerfen.

Ich könnte im Falle der Organspende vielleicht Leben retten, aber nur, indem ich etwas in sich schlechtes als Mittel will. Der Mord durch die Explanteure ist keineswegs unabwendbar – wie der beschlossene und mit Gewalt herbeigeführte Tod im Falle von Pater Maximilian Kolbe – und indem ich mich den Explantationsärzten freiwillig stelle, gebe ich selbst eine gewisse Zustimmung zu einer in sich schlechten Tat. Dieses Recht aber habe ich nicht!

Papst Pius XII. sagte bereits 1952: „Zunächst muß vorausgesetzt werden, daß der Arzt gegen den Willen des Patienten keine Anordnung treffen und keinen Eingriff vornehmen darf. Denn der Arzt hat über den Patienten nur soviel Vollmacht und Verfügungsrecht, als der Patient ihm gibt, sei es ausdrücklich, sei es einschließlich und stillschweigend. Der Patient aber kann nicht mehr Verfügungsrecht geben, als er selbst besitzt. … Was aber den Patienten betrifft, so ist er nicht unbeschränkter Herr über sich, über seinen Leib und seinen Geist. Er kann also erlaubterweise nicht verfügen wie ihm beliebt. Auch das Motiv, aus dem er handelt, ist für sich allein nicht genügend und bestimmend.“ (Ansprache Papst Pius XII. am 14. 09. 1952 an die Teilnehmer des 1. Internationalen Kongresses für Histopathologie des Nervensystems in Rom, „Sittliche Grenzen der ärztlichen Forschungs- und Behandlungsmethoden“, Kap. 11 und 12., herausgegeben vom St. Lukas-Institut für ärztliche Anthropologie e.V., Münster/Westf., Verlag Wort und Werk GmbH Köln.)

Und Papst Johannes Paul II. sagte 1989 vor den Teilnehmern der Päpstlichen Akademie der Wissenschaft u.a.: „… wogegen die Achtung des menschlichen Lebens absolut das direkte und positive Opfer des Lebens verbietet, auch wenn es für das Wohl eines anderen Menschen ist, für den man einen Vorzug als berechtigt ansehen mag.

DER SINN DES LEIDENS

Erzbischof Roger Mahony schrieb einmal: „Als Christen wissen wir, dass das Leiden in das Mysterium unseres Lebens hinein gewoben ist; wir tun alles, um es zu überwinden, aber wir wissen auch, dass wir es wie Jesus Christus akzeptieren müssen und nicht davor fliehen dürfen. Wir müssen es vielmehr mit Geduld und unendlichem Vertrauen auf Gottes Güte umfassen.“ Das gilt auch, wenn wir organisch schwer krank sind.

Ja, wie fremd ist uns dieser Gedanke geworden. Wir haben vergessen, daß Gott uns in Liebe erschaffen und durch Leiden erlöst hat. Wir aber suchen ständig Leid und Schmerzen, ja schon Unannehmlichkeiten zu fliehen. Gebe Gott, daß wir das, wenn wir selbst einmal betroffen sein sollten, erkennen und danach handeln!

WOHIN SOLL DAS NOCH FÜHREN?

In den Niederlanden (sowie auch einigen Staaten der USA) ermöglicht bereits die Definition des „Teilhirntodes“, oder des „kontrollierten Todes“, (NHBD) vom Medizinern kontrolliert verursachten Herztod, (sog. Pitsburgmodell oder Mastricht- Protokoll) die Organentnahme in einer Phase des Sterbens, die in Deutschland noch eine Reanimation zur Folge hätte. (vgl.: Alexandra Manzei, „Hirntod, Herztod, Ganz-Tod?“, S.16,28)

In Belgien haben sich schon Menschen auf dem OP-Tisch euthanasieren lassen und dabei ihre Organe „gespendet“.

Weitere Grenzüberschreitungen bestehen darin, daß man Tieren menschliche Gene einimpft, transgene Tiere „schafft“ – man nennt das Xeno- Transplantation. Oder Überlegungen, daß man ungeborenen Kindern vor der 16. Schwangerschaftswoche tierische Zellen einimpft, damit das Immunsystem des Kindes diese als die eigenen anerkennt. Man beabsichtigt also transgene Menschen zu schaffen. Oder man züchtet durch genetische Manipulation Organe, wie der imHerbst 1997 bekannt gewordene Frosch ohne Kopf, aber mit Organen (FAZ,
22.10.97).

Oder denken wir an die Erzeugung von Menschen in vitro, wobei es ja möglich ist (und sicherlich künftig auch getan wird), für jeden so erzeugten Menschen identische Embryonen als Zell- und Organlieferanten in der Kühltruhe vorzuhalten.

Oder Tissue Engineering, dies ist ein modernes biotechnologisches Verfahren, bei welchem aus Patientengewebe in vitro Implantate hergestellt und anschließend reimplantiert werden können.

Oder Kloning von Embryonalen Stammzellen um Ersatzorgane zu züchten, usw.

UND AM ENDE DIE UNSTERBLICHKEIT?

So stellt man sich doch am Ende auch die Frage: Wohin soll das führen, was ist das Ziel des Ganzen?
Nach allem, was ich recherchiert und erlebt habe, mag ich nicht mehr glauben, dass es einzig, oder auch nur vorrangig, um das Wohl des Patienten geht. Die UNESCO erwartet, daß schon in wenigen Jahren 50 % aller Operationen in den Krankenhäusern Transplantationen sind. Das heißt: Es werden nicht mehr Krankheiten geheilt oder operiert oder sonstwie behandelt, sondern es werden – wie beim Auto – Teile ausgetauscht.

Der Bonner Neurologe Prof. Dr. Linke sagt in seinem Buch „Hirnverpflanzung – Die erste Unsterblichkeit auf Erden“ (Rowohlt, 1993) daß es schon längst nicht mehr nur um „mehr Lebensqualität“, sondern um „Unsterblichkeit“ geht.

Man will also den „schönen neuen Menschen“ schaffen, man will nicht nur „wie Gott“ sein, man will „besser sein als Gott“! Zu diesem Zweck benötigt man ein ausgedehntes „Materiallager“. Um dieses zu füllen, muß der „Hirntod“ durch den „Teilhirntod“ und dann dieser durch den „Persönlichkeitstod“ überwunden werden, denn das erweitert ganz erheblich die Zahl der menschlichen Körper, die man zu diesem Zweck ausweiden kann.

So diskutiert man ja auch schon in wissenschaftlichen Zirkeln und sogar ganz öffentlich, die jährlich „anfallenden“ ca. 40.000 Wachkoma-Patienten als sog. „Organcontainer“ zu nutzen. Damit die Menschen dies alles mitmachen, benötigt man natürlich auch einen ideologischen Unterbau:

  • Die Evolutionstheorie und die Leugnung des Schöpfergottes.
  • Die Verneinung des Sündenfalls und der Erlösungsbedürftigkeitdes in seiner Natur geschwächten Menschen.
  • Die Behauptung, der Mensch mit seinen Krankheiten und Leiden sei eine „Fehlproduktion“, bzw. daß man in den evolutionären Prozeß – um jeden Preis – eingreifen darf und muß, und zwar, weil man das ja jetzt kann.

HOCHMUT KOMMT VOR DEM FALL

Die Weltgeschichte aber zeigt, dass die menschliche Hybris (Hochmut) immer noch gedämpft wurde, daß Gott „keine Bäume in den Himmel wachsen lässt“.

In einer Erklärung der römisch katholischen Kongregation für die Glaubenslehre vom 05.05.1980 heißt es:
Es muß erneut mit Nachdruck erklärt werden, dass nichts und niemand je das Recht verleihen kann, ein menschliches Lebewesen unschuldig zu töten, mag es sich um einen Fötus oder Embryo, ein Kind, einen Erwachsenen oder Greis, einen unheilbar Kranken oder Sterbenden handeln. Es ist auch niemandem erlaubt, diese todbringende Handlung für sich oder einen anderen zu erbitten, für den er Verantwortung trägt, ja man darf nicht einmal einer solchen Handlung zustimmen, weder explizit noch implizit. Es kann ferner keine Autorität sie rechtmäßig anordnen oder zulassen. Denn es geht dabei um die Verletzung eines göttlichen Gesetzes, um eine Beleidigung der Würde der menschlichen Person, um ein Verbrechen gegen das Leben, um einen Anschlag gegen das Menschengeschlecht.“

DIE WICHTIGSTE STUNDE

Die Sterbestunde ist die wichtigste unseres Lebens, denn für uns Christen sind Sterben und Tod der Übergang in das Reich Gottes. Der heilige Apostel Paulus sagt: „Sterben ist mir Gewinn.“ Der Zeitpunkt des Todes liegt in Gottes Ratschluß. Der Mensch hat nicht darüber zu entscheiden!

von Walter Ramm,
Quelle: Aktion Leben, Rundbrief 5 / 2011

Warum ich kein Organspender bin

von Alexander Kissler

Seit Jahren reden Politiker, Ärzte, Ethiker, Kirchen auf mich ein: Organspende sei eine gute Sache, sei Bürger- und Christenpflicht. Niemand sollte abseits stehen. Mit der Organspende könne man nach dem eigenen ein fremdes Leben retten. Gibt es eine beglückendere Aussicht, einen solidarischeren Akt?

Die Deutschen wollen nicht hören. Die Zahl der posthumen Spender bewegt sich einigermaßen stabil bei rund 1.300 Menschen pro Jahr. Nun, im ersten Halbjahr 2011, soll sie sogar gefallen sein, um über zehn Prozent. Gleichzeitig sterben jährlich rund 1.000 Patienten, die zu lange auf der Warteliste für Transplantationen standen. Ist also ein skrupelloser Egoist, wer auf der Unversehrtheit des eigenen Leibes besteht, bis dieser von selbst zu Staub zerfallen ist? Sind wir alle, die wir nicht spenden wollen, schuld am Tod der Tausend?
„Ich bin hier Kind der Mehrheit“

Mir fällt das Geständnis nicht leicht. Ich bin hier Kind der Mehrheit. Ich kann nicht anders. Nichts habe ich einzuwenden gegen die Lebendspende, zu ihr wäre ich bereit. Ich möchte aber nicht zerteilt und zerstückelt werden, sobald Großhirn, Kleinhirn, Hirnstamm erloschen sind. Ich möchte nicht bei schlagendem Herzen, pochendem Puls aufgeschnitten werden, damit man mir Herz, Niere, Leber entnehmen und einem andernorts ebenso atmenden, schlagenden Leib einpflanzen kann, dessen Hirn noch messbare Signale aussendet. Bin ich feige, töricht, unaufgeklärt?

Erst 1968 wurde der Hirntod als Tod des ganzen Menschen festgeschrieben. Seitdem gibt es jene lebenden Leichen, jene untoten Toten, derer die Medizin bedarf. Etwa acht bis zehn Prozent der Patienten, die auf Intensivstationen sterben, kommen als Organspender in Betracht. Bei ihnen muss der Hirntod vor dem Herztod eintreten. Nur so ist gewährleistet, dass die Organe frisch bleiben. Bis zu sieben Stunden muss ein möglicher Organspender nach dem Hirntod weiter versorgt werden. Solange schlägt das Herz, funktioniert der Kreislauf, atmet der Mensch oder wird er beatmet. Erst das Messer des Chirurgen trennt den Lebensfaden ganz durch.

Für den Hirntod spricht seine vermeintlich unbezweifelbare Aussagekraft: Der Blick auf die Geräte, auf den Monitor, auf das Elektro-Enzephalogramm soll genügen, um zu wissen, hier ging ein Leben zu Ende. Das EEG spiegelt aber lediglich die Aktivität einer drei Millimeter dünnen Großhirnrinde wider; die Null-Linie gibt keine Auskunft darüber, was in tiefer liegenden Hirnschichten vor sich geht oder eben nicht. Es gab schon Menschen, die ihren eigenen Hirntod überlebten; unlängst gelang dies einer Frau im kanadischen Quebec.

Der früh verstorbene Münchner Ethiker Herbert Huber schreibt: „Wir wissen nicht, was in einem hirntoten Menschen vorgeht, ob er noch Erlebnisse irgendwelcher Art hat und/oder ob in ihm seine Person mit all ihren Erinnerungen, Anlagen, Plänen noch weiter mit sich beschäftigt ist (…). Es ist also nicht das ,Ausschlachten‘ des Hirntoten das primäre Problem, sondern die technisch manipulierte Hinauszögerung des Sterbeprozesses. Wir muten der hirntoten Person damit möglicherweise (…) eine stumpfe Qual des Sterben-Wollens-und-nicht-Dürfens zu. Und wir verlängern diese Qual und steigern sie möglicherweise durch den Explantationsprozess. Wieso steigt der Blutdruck bei der Explantation dramatisch an? Wieso verabreicht man Narkosemittel?“
Was bedeutet es, Mensch zu sein?

Auf der Frankfurter Buchmesse sah ich ein Sachbuch mit dem Titel: „Wir sind unser Gehirn“. Das stimmt nicht. Es ist gerade kein angemessener Blick auf den Menschen, wenn man in ihm ein Wesen sieht, das vom Gehirn zusammengehalten wird, ja dessen Hirn ihn ausmacht. So wird ein bedenklicher Trend befördert – der Trend, den Menschen anhand seiner Leistungskraft, seiner intellektuellen wie physischen Potenziale zu definieren. Was folgt daraus für mit arg eingeschränkten kognitiven Kapazitäten lebende Menschen? Was für jeden von uns, dessen zerebrale Kompetenz vielleicht auch einmal schleichend zu Ende geht, ohne dass wir deshalb sterben wollten?

Es ist an der Zeit, offen und öffentlich darüber nachzudenken, was den Mensch zum Menschen macht: sein Hirn oder sein Herz, seine Qualitäten oder sein Dasein, seine Würde oder seine Leistung. Solange das nicht geschehen ist, kann ich meinen pochenden, atmenden Leib nicht vermachen. So leid es mir tut.

Vertrauen auf Jesus Christus

Christen, also Menschen, die am Jesus Christus glauben, wissen selbst, dass es mit ihrem Vertrauen auf den Herrn gar nicht so weit her ist, wie es sein könnte oder sein sollte. Dazu eine kleine Geschichte:

Ein Wanderzirkus gastierte einmal in einer kleinen Stadt. Einen Tag vor der Aufführung spannten die Zirkusleute ein Seil vom Kirchturm zum Rathausturm quer über den Marktplatz.
Der Hochseilartist des Zirkus machte darauf seine Übungen. Er balancierte von der Kirche zum Rathaus und zurück hoch über dem Platz, erst mit, dann ohne Stange. Später jonglierte er sogar mit drei Keulen auf dem Seil hoch über der staunenden Menschenmenge.
Zu guter Letzt holte er sogar eine Schubkarre und fuhr damit auf dem Seil hin und zurück. Die Leute waren außer sich und jubelten ihm zu und klatschten.
Nach seinem Training kam er zu ihnen herunter und sagte: „Glaubt ihr, dass ich auch mit einer Person in der Karre ebenfalls sicher auf dem Seil fahre?“.
„Ja“, riefen da die Leute, „das kannst du sicher auch!“
„Gut“, sagte er und ging auf einen jungen Mann zu, „dann kommen Sie doch mit mir auf das Seil – die Leute wollen bestimmt auch dieses Kunststück sehen.“
„Oh nein!“, antwortete der junge Mann, „ich will nicht da hoch!“. Die anderen Anwesenden hatten auch die Hosen voll und wichen ängstlich zurück.
Da trat plötzlich ein kleiner Junge hervor und rief: „Aber ich traue mich!“ Er stieg mit dem Akrobat auf den Kirchturm und ließ sich im Schubkarren über die Köpfe der Leute hinweg hin und her fahren. Die Zuschauer, die bereits wieder ihre gute Laune hatten applaudierten begeistert.
Als der kleine Junge wieder zu ihnen auf den Marktplatz kam, klatschte die Menge mehr dem Jungen als dem Zirkus-Mann zu und jemand sagte zu dem Kleinen: „Mensch, bist Du mutig, das hätte ich mich nie getraut.
„Wieso“, entgegnete da der kleine Junge und schaute auf den Artisten, „das ist doch mein Papa!“

Adventsexerzitien in St. Pelagiberg 30.11.2011

Adventsexerzitien in St. Pelagiberg vom 30. November – 3. Dezember 2011
Der Advent ist eine ganz spezielle Zeit zu Beginn des Kirchenjahres, die im
vorweihnachtlichen Trubel nur allzu gerne untergeht. Welch ein Glück, ihn
im Schweigen beginnen zu dürfen! Wir wollen uns anstecken lassen von der
großen adventlichen Sehnsucht nach dem Erlöser. [210,- CHF im Einzelzimmer]

 

Auskünfte und Anmeldung:
[Anmeldungen bitte mit vollständiger Adresse und Geburtsdatum]
P. Martin Ramm FSSP
Ludretikonerstrasse 3
CH-8800 Thalwil
0041-44-772 39 33
p.ramm@fssp.ch

Jubiläum

Quelle: Pfalz.de

Hurra,
die Messe im tridentinischen Ritus gibt es heut‘ bereits ein Jahr!

Schon gut, Goethe war deutlich besser, aber die Freude über das einjährige (Wieder-) Bestehen der hl. Messe im tridentinischen Ritus in der Stiftskirche zu Neustadt will ich nicht verbergen.

Heute vor einem Jahr, am 24. Oktober 2010 wurde die hl. Messe im tridentinischen überlieferten Ritus erstmals wieder gefeiert. Was sich da etwas eigenartig anhört ist der Umstand, dass dieser Messritus, der fast 40 Jahre sozusagen aus der Mode gekommen war, nun wieder regelmäßig jeden Sonntag in Neustadt / Weinstraße präsent ist.

Was ist das Besondere daran? – Nun das Wichtige daran ist der Kern, das was der Priester bzw. die katholische Kirche durch den Priester  in der Feier der hl. Eucharistie tut:  Sie macht die einzigartige unüberbietbare Erlösungstat Jesu Christi gegenwärtig. Er (Jesus Christus) kommt persönlich in Gestalt von Brot und Wein auf den Altar und wir sind sozusagen dabei. Wir werden Zeugen im Glauben. Das ist eine ganz andere Qualität als im Wald beten oder in der Bibel lesen.

Das Besondere nun an der hl. Messe im überlieferten Ritus ist, dass dieser Kern deutlich zur Geltung kommt. Das ist es im Grunde: Christus ist gekommen, Gott ging über diese Erde und lebte unter uns und ER will unter uns präsent sein.  Das ist die (erste) Aufgabe der Kirche: Christus durch die Zeit präsent zu „machen“. Und das tut sie im besonderen durch die Feier der hl. Eucharistie.

Jede Eucharistiefeier muss sich daran messen lassen, wie sie diesen Anspruch der Vergegenwärtigung Gottes unter uns Menschen darstellt.

Danke sage ich allen Verantwortlichen im unserem Bistum, namentlich unserem Bischof Wiesemann, die diese Messfeier  ermöglicht haben und heute noch mittragen.

Und zu guter Letzt noch ein Video dazu:

(das ist auch nicht ganz neu)