Gott existiert – Was sagt die Kirche?
„Die Existenz Gottes ist durch die Vernunft mit Sicherheit erkennbar“. – Dogma
Wer sagt, der eine und wahre Gott, unser Schöpfer und Herr, könne mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft durch das, was gemacht ist, nicht mit Sicherheit erkannt werden, der sei ausgeschlossen. (Vaticanum I)
Christen und Atheisten sind sich darüber einig, dass »Wahrheit« und »Beweis« zwei Worte sind, die zusammengehören. Die Kirche wusste schon immer, dass unser Lebenssinn – die Wahrheit zu suchen und zu finden – logischerweise nur dann sich erfüllen lässt, wenn diese Wahrheit erkennbar, d.h. beweisbar ist. Ein Vorgang kann aber nur dann als Beweis angesehen werden, wenn man durch ihn anschließend etwas mit Sicherheit weiß.
Nietzsche forderte dagegen entsprechend zur „Abschaffung der wahren Welt“ die Abschaffung des Beweises.
Unsere täglichen Erkenntnisse ganz allgemein beziehen wir durch schlussfolgerndes Denken auf Basis der Informationen, die unsere Sinnesorgane und unsere Mitmenschen (Glauben) uns übermitteln. Einer Person glauben heißt dabei: Von einer Person eine Aussage für wahr halten. Erst wenn also die Person (Glaubwürdigkeit) und deren Aussage mit unserer Vernunft feststellbar sind, dann erst ist ein Glauben oder ein Nichtglauben möglich.
Das Gleiche gilt, wenn wir die Aussagen Gottes „glauben“ oder „nicht glauben“. Auch hier muss zunächst Person Gott) und Aussage (=Offenbarung) wissenschaftlich feststellbar sein! Erst dann ist die Entscheidung möglich, ob ich dieses Gotteswort glaube. An eine Person glauben heißt auch: einer Person vertrauen. Von Christen wurde zu dazu schon immer Stellung genommen. Zum Zitieren von verbindlichen Aussagen der Kirche eignet sich naturgemäß die Dogmensammlung der katholischen Kirche (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, neu bearb. v. K. Rahner 1983). (49)
„Der Mensch muss die Voraussetzungen der Religion erkennen und seinen Glauben durch die Zustimmung des Verstandes rechtfertigen können. Zwar gibt es im Diesseits keine unmittelbare Gottesschau; aber … der Mensch kann das Dasein Gottes durch sein schlussfolgerndes Erkenntnisvermögen erfassen.“
„Die Tatsache der übernatürlichen Offenbarung lässt sich jedoch mit Sicherheit beweisen vor allem durch die Wunder. Aufgabe der Vernunft ist es also, zur Offenbarung und zum Glauben hinzuführen, aber auch den Inhalt des Glaubens tiefer zu erfassen.“
Weitere katholische Lehrsätze:
»Schlussfolgerndes Denken kann mit Sicherheit das Dasein Gottes .. beweisen. Der Glaube folgt der Offenbarung erst nach. Man kann sich also einem Gottesleugner gegenüber zum Beweis des Daseins Gottes nicht auf den Glauben berufen.«
„Wir haben kein Recht, von einem Ungläubigen die Zustimmung zur Auferstehung unseres göttlichen Erlösers zu verlangen, bevor wir ihm sichere Beweise vorgelegt haben“.
„..Damit nun die menschliche Vernunft in einer so wichtigen Sache nicht in die Irre gehe, muss sie die Tatsache der göttlichen Offenbarung genau untersuchen, damit sie die Gewissheit erhält, dass Gott gesprochen hat, u. damit sie ihm einen vernünftigen Gehorsamsdienst erweise.“
» Ich bekenne, dass Gott .. mit dem natürlichen Licht der Vernunft durch das, was geschaffen ist, d.h. durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache mittels der Wirkung, mit Sicherheit erkannt und auch bewiesen werden kann.« (54)
»Als ganz sicher halte ich fest und bekenne aufrichtig, dass der Glaube nicht ein blindes religiöses Gefühl ist, das aus dem Dunkel des Unterbewusstseins im Drang des Herzens und aus der Neigung des sittlich geformten Willens entspringt, sondern dass er eine wahre Zustimmung des Verstandes zu der von außen durch Hören empfangenen Wahrheit ist, durch die wir auf die Autorität Gottes des Allwahrhaftigen hin für wahr halten, was uns vom persönlichen Gott, unserm Schöpfer und Herrn, bezeugt und geoffenbart worden ist.« (54)
Zusammenfassend lässt sich erstaunlicherweise feststellen, dass „in tiefster Herzenstiefe“ alle Menschen das gleiche denken:
Gott existiert.
Alle Denker und Philosophen, ob Christen oder Atheisten, sagen in ihrer Analyse der Welt: Von nichts kommt nichts.
Es existiert also eine erste Ursache, ein Ursein, eine Urmaterie, ein Schöpfer. Diese erste Ursache muss notwendig die Macht in sich haben, die Planeten, die lebenden denkenden Menschen, eben alles, was heute existiert, ins Dasein zurufen. Wenn dieser Schöpfer aber eine planvolle, „gezielte“ Schöpfung, selbst denkende Wesen als Menschen erschaffen hat, dann muss dieser Schöpfer mindestens selbst auch denken können. Denn von nichts kommt auch nichts. Es muss also notwendig ein mächtiges, denkendes und somit personales Wesen sein.
Zudem hat sich dieses Wesen der ganzen Welt geoffenbart. Der, von dem geschrieben steht: »Durch ihn ist alles geworden«, hat sich durch seine Zeichen – Herr der Naturgesetze zu sein – als Schöpfer ausgewiesen und die Zusammenhänge der Welt sowie seine Pläne den Menschen mitgeteilt. Seine lebensentscheidende Botschaft – die Bibel ist als meist verbreitetes und meist gelesenes Buch der Welt bekannt.
Wer die Existenz dieser ersten Ursache dagegen ablehnt, muss deshalb zuerst die ganze existierende Wirklichkeit (Wahrheit) ablehnen, leugnen oder so tun als ob der Mensch diese nicht erkennen könne (Agnostizismus).
Nietzsche drückt das so aus:
„Was aber zu jenem unbedingten Willen zur Wahrheit zwingt, ..das ist der Glaube an.. einen Wert an sich der Wahrheit.“ Hierauf geruht unser Glaube an die Wissenschaft.. und jener Christenglaube, der auch der Glaube Platons war, dass Gott die Wahrheit ist.. Aber wie, wenn nichts sich mehr als göttlich erweist, es sei denn der Irrtum, die Blindheit, die Lüge?“
Diese letzten drei Kriterien wie Irrtum, Blindheit und Lüge empfiehlt Nietzsche, als Atheist, folgerichtig als Voraussetzung der Existenz von ,,Atheisten, Antichristen und Immoralisten“ wie er sagt.
Wer aber auf der Basis des »Irrtums«, der „Blindheit“ und der „Lüge“, also beispielsweise des Nihilismus oder der Dialektik, sein Leben aufbauen will, diesen Menschen bezeichnet der gesunde Menschenverstand als „Narren“. Nietzsche beispielsweise nennt sich selbst so wegen seiner Flucht in „die Welt der Wüste und des Nichts“: des Nihilismus. Nietzsche:
„Was bist du, Narr, vor Winters in die Welt entflohen? Die Welt, ein Tor zu tausend Wüsten, stumm und kalt. Wer das verlor, was du verlorst, macht nirgends halt. … Versteck, du Narr, dein blutend Herz in Eis und Hohn.“
Auch Marx analysiert so beispielsweise seine Kernaussage der Dialektik im „Kommunistischen Manifest“: „Der Kommunismus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab und die Moral“ als eine „Kunst, die stieß in den Kopf aus Höllendurst, bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt. …
Was, was! Ich stech‘, stech‘ ohne Fehle
Blutschwarz den Säbel in deine Seele,
Gott kennt sie nicht, Gott acht’t nicht die Kunst,
die stieß in den Kopf aus Höllendurst,
Bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt,
Die hab ich lebendig vom Schwarzen erhandelt!
Der schlägt mir den Takt, der kreidet die Zeichen (59)
Und die Bibel formuliert diese Zusammenhänge ebenfalls so:
,,Alle Menschen waren ja Narren von Natur aus, denen die Unkenntnis Gottes eigen war und die aus den sichtbaren Werken nicht den Seienden erkennen konnten.“
Alle, ob Atheisten oder Christen, geben also zu, dass Gott aus den existierenden Dingen für jeden erkennbar ist. Für die Würde und gegenseitige Achtung aller Menschen ist diese Tatsache sehr wichtig. Als Ausweg der Gegner Gottes bleibt – wie die größten Atheisten Nietzsche u. Marx zugeben – die Flucht in die Unwahrheit des Nihilismus, Dialektik oder andere.
(52): Pius XI, Qui pluribus
(54): Animodernisteneid
(59): K. Marx – Gedichte, Spielmann