Triduum im tridentinischen Ritus

Das Hl. Triduum im tridentinischen* Ritus im Chor der Stiftskirche zu Neustadt 2012

Abendmahlsamt

am Gründonnerstag, den 5. April um 19:00 Uhr

Karfreitagsliturgie

am Karfreitag, den 6. April, um 15:00 Uhr

Osternachtsfeier

am Karsamstag, den 7. April, um 20:30 Uhr

 

Weitere Gottesdienste im tridentinischen Ritus in der Osterzeit:

Bereits am Palmsonntag, den 01. April:

  • um 10:00 Uhr Palmweihe und Prozession, feierliche Vortrag der Matthäus- Passion

Am Ostersonntag und Ostermontag feierliches Amt im tridentinischen Ritus jeweils um 10:00 Uhr

Chronologische Ansicht

Flyer

*: außerordentlicher römischer Ritus

Kurze Erzählung vom Antichrist (03)

(Fortsetzung:  Das Mongolenjoch, Teil2 – zurückweiter)

Sein Nachfolger – Chinese von der Mutter her – verschmolz in seinem Charakter chinesische List und Schlauheit mit der Wendigkeit und Energie des Japaners. Er mobilisierte in Chinesisch-Turkestan eine Armee von vier Millionen Mann. Während das Zun-li-jamyn dem russischen Gesandten vertraulich mitteilte, diese Armee sei zur Eroberung Indiens bestimmt, drang der Kaiser in das russische Zentralasien ein, brachte dort die ganze Bevölkerung in Aufruhr, überschritt in Eilmärschen den Ural und überflutete mit seinen Heeresmassen Ost- und Mittelrußland. Russische Truppen aus Polen und Litauen, aus Kiew und Wilna, aus Petersburg und Finnland wurden in aller Eile alarmiert und zusammengezogen.

Da der Kriegsplan vorher nicht mehr festgelegt werden konnte, und auch der Feind an Zahl außerordentlich überlegen war, konnten die russischen Truppen ihre kriegerischen Vorzüge nur in einer wenigstens ehrenvollen Niederlage erweisen. Die Wucht des Angriffs ließ ihnen keine Zeit für einen geordneten Aufmarsch: Ein Armeekorps nach dem anderen wurde in blutigen und verzweifelten Kämpfen vernichtet. Zwar bezahlten auch die Mongolen diesen Sieg teuer, doch konnten sie ihre Verluste mühelos ersetzen; sie waren im Besitz aller Eisenbahnlinien Asiens, während eine russische Armee von zweihunderttausend Mann, die schon seit langem an der mandschurischen Grenze bereitstand, den mißlungenen Versuch machte, in das geschickt verteidigte China einzubrechen.

Der Kaiser ließ einen Teil seines Heeres in Rußland zurück, der dort die Bildung neuer Streitkräfte verhindern und die sich rasch vermehrenden Partisanenverbände verfolgen sollte, mit drei Armeen aber überschritt er selbst die Grenze Deutschlands. Hier hatte man indessen Zeit gefunden, den Widerstand vorzubereiten: Eine der mongolischen Armeen wurde vernichtend geschlagen. Aber in Frankreich gewann damals eine Partei verspäteter Revanche die Oberhand, und alsbald hatten die Deutschen eine Million Bajonette im Rücken. Die deutsche Armee geriet zwischen Hammer und Amboß. Sie sah sich gezwungen, die ehrenvollen Bedingungen der Entwaffnung anzunehmen, die ihr der Sohn des Himmels anbot.

Die Franzosen triumphierten. Sie verbrüderten sich mit den Gelben und ergossen sich über ganz Deutschland. Rasch verloren sie jedoch jede militärische Disziplin. Der Sohn des Himmels befahl seinen Truppen, die nun lästigen Bundesgenossen zu vernichten; dieser Befehl wurde mit chinesischer Gründlichkeit durchgeführt. In Paris brach ein Aufstand der Kommune aus, und freudig öffnete die Hauptstadt der westlichen Kultur ihre Tore dem Beherrscher des Ostens.

Nachdem der Sohn des Himmels so seine Neugierde befriedigt hatte, wandte er sich nach dem Kanalhafen Boulogne. Unter dem Schutze einer aus dem Pazifik eingelaufenen Flotte wurde dort eine Armada ausgerüstet, welche die mongolische Armee nach Großbritannien übersetzen sollte.

Seine Geldnot benutzten die Engländer, um sich mit einer Milliarde Pfund Sterling von einer solchen Invasion loszukaufen. Im Verlaufe eines einzigen Jahres waren alle europäischen Staaten zu Satelliten des Herrschers Asiens geworden. Nun kehrte er unter Zurücklassung einer aus- reichenden Besatzungsarmee nach dem Osten zurück, um eine Landungsexpedition gegen Amerika und Australien zu unternehmen. Indessen geht Europa einem halben Jahrhundert des neuen Mongolenjochs entgegen.

Das Geistesleben dieser Epoche war durch eine allgemeine Vermischung gekennzeichnet, nämlich eine tiefe und wechselseitige Durchdringung europäischer und orientalischer Ideen. Kurz, es wiederholte sich im großen der antike Synkretismus nach dem Tode Alexanders. — In den äußeren Bezirken des Lebens bestimmten diese Epoche drei Tatsachen: Das Einströmen chinesischer und japanischer Arbeiter verschärfte die soziale Frage erheblich. Ihre Lösung versuchten die herrschenden Klassen durch Kompromisse zu erreichen, ohne das Übel mit der Wurzel zu beseitigen. Gleichzeitig bildeten sich Geheimorganisationen, die sich international verbanden, um die Mongolen zu vertreiben und die Unabhängigkeit Europas wiederherzustellen.

Diese gewaltige Verschwörung, an der sich auch die nationalen Regierungen beteiligten – soweit dies unter der Kontrolle der mongolischen Statthalter möglich war – wurde meisterhaft vorbereitet und gelang glänzend. Zur vereinbarten Stunde begann die Niedermetzelung der mongolischen Soldaten. Auch die asiatischen Arbeiter wurden getötet oder vertrieben. Überall kamen Kader europäischer Armeen zum Vorschein, die bis dahin im geheimen gearbeitet hatten. Die allgemeine Mobilmachung wurde nach einem seit langem bis in alle Einzelheiten vorbereiteten Plan durchgeführt.

Der neue Sohn des Himmels, ein Enkel des großen Eroberers, verließ China, um sich in aller Eile nach Rußland zu begeben. Dort aber wurden seine unzähligen Streitkräfte von der Armee des Vereinigten Europa vernichtend geschlagen. Ihre zerstreuten Überreste kehrten nach Innerasien zurück. Europa war befreit. Die fünfzigjährige Unterjochung durch die Barbaren Asiens war die Folge der Uneinigkeit eigensüchtiger Nationalstaaten, seine große und ruhmreiche Befreiung hingegen der Erfolg einer internationalen Organisation, in der die Kräfte des ganzen Europa sich vereinigt hatten. Diese wichtige Erfahrung hatte daher auch ihre natürliche Auswirkung. Der bisherige einzelstaatliche Nationalismus verlor allgemein an Bedeutung. Zugleich stürzten fast überall die letzten Reste alter monarchischer Einrichtungen zusammen.

Im einundzwanzigsten Jahrhundert war Europa zu einer Union von mehr oder weniger demokratischen Staaten geworden: den Vereinigten Staaten von Europa.

Die Entwicklung der Zivilisation war durch den Einfall der Mongolen und durch die Anstrengungen des Befreiungskampfes gehemmt worden; nun nahm sie einen raschen Aufschwung. Die ewigen Fragen des Menschengeistes nach dem Sinn des Lebens, dem Tod und dem endlichen Schicksal der Welt waren durch die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiete der Physiologie und Psychologie nur noch verwickelter geworden und blieben immer noch ungelöst. Nur ein einziges, wenn auch negatives Resultat trat offen zutage: der völlige Zusammenbruch des theoretischen Materialismus.

Es konnte einen denkenden Menschen nicht mehr befriedigen, sich das Weltall als ein System kreisender Atome vorzustellen oder das Geheimnis des Lebens sich mechanisch und als Summe kleinster Veränderungen in der Materie zu erklären. Die Menschheit hatte für immer den Zustand der philosophischen Unmündigkeit hinter sich gelassen. Zugleich waren die Menschen auch über den naiven Kinderglauben, der auf die Vernunft verzichtet, hinausgewachsen.

Auch in den Elementarschulen wurde nicht mehr gelehrt, Gott habe die Welt aus dem Nichts geschaffen. Über diese Dinge waren die Auffassungen anspruchsvoller geworden und kein Dogmatismus durfte mehr unter dieses Niveau herabsinken. Aber wenn auch die Masse der denkenden Menschen jeden Glauben verloren hatte, so sahen im Gegensatz dazu die wenigen Gläubigen die Notwendigkeit ein, Denker zu werden. Sie befolgten das Wort des Apostels: „Seid Kinder dem Herzen nach, nicht nach dem Geiste!“

(Fortsetzung folgt)

Die Serie

Kurze Erzählung vom Antichrist (02)

(Fortsetzung – zurückweiter)

Mongolensturm

Das Mongolenjoch

Das zwanzigste Jahrhundert nach der Geburt Christi war das Zeitalter der letzten großen Kriege, innerer Zwiste und Umwälzungen. Der bedeutendste dieser äußeren Kriege war aus jener geistigen Bewegung entstanden, die gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Japan aufgekommen war. Man nannte diese Bewegung den Panmongolismus.

In jeder Hinsicht zur Nachahmung begabt, nahmen die Japaner schnell und mit überraschendem Erfolg die äußeren Formen der Kultur Europas an, wobei sie sich auch einige europäische Ideen von untergeordneter Bedeutung zunutze machten. So hatten sie durch Zeitungen und geschichtliche Lehrbücher vom Bestehen des Panhellenismus, Pangermanismus, Panslawismus und Panislamismus in Europa gehört und proklamierten daher ihrerseits die große Idee des Panmongolismus, das heißt der Vereinigung aller Völker Ostasiens unter ihrer Führung. Das Hauptziel dieser Vereinigung sollte der Entscheidungskampf gegen die Fremden, also die Europäer sein.

Unter Ausnützung der Tatsache, daß Europa zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts damit beschäftigt war, der Welt des Islams ein Ende zu bereiten, begannen die Japaner mit der Verwirklichung ihres großen Programms. Sie nahmen zuerst Korea ein, später Peking, wo sie unter Mithilfe der fortschrittlichen Partei Chinas die alte Mandschu-Dynastie stürzten und diese durch eine japanische ersetzten. Es gelang ihnen auch, sich rasch mit den chinesischen Konservativen zu verständigen. Diese begriffen, daß es gut sei, von zwei Übeln das kleinere zu wählen, und daß unter Umständen ein Verwandter auch ein Bruder sein kann.
Die staatliche Unabhängigkeit des alten chinesischen Reiches konnte nicht aufrechterhalten werden; entweder mußte China sich den Europäern oder Japanern unterwerfen. Es lag auf der Hand, daß eine japanische Herrschaft in keiner Weise den Charakter des nationalen Lebens verändern könnte, auch wenn dadurch die äußeren Formen der chinesischen Regierung beseitigt würden, die sich ohnedies vor aller Augen als unzulänglich erwiesen hatten — eine Vorherrschaft europäischer Völker hingegen bedeutete schon aus Politik heraus die Unterstützung der christlichen Mission und bedrohte damit die geistigen Grundlagen Chinas.

Der Nationalhaß der Chinesen gegen die Japaner stammte aus einer Zeit, in der beiden Völkern die Europäer noch unbekannt waren. Mit deren Auftreten in Ostasien mußte diese alte Feindschaft zu einem Bruderzwist und schließlich sinnlos werden. Die Europäer waren völlig Fremde und nur Feinde. Ihre Vorherrschaft konnte in keiner Weise der Eigenliebe der Rasse schmeicheln. In den Händen Japans erblickten die Chinesen hingegen die süße Lockspeise des Panmongolismus, der zugleich in ihren Augen auch die harte Notwendigkeit rechtfertigte, sich äußerlich europäisieren zu müssen.

Ohne Unterlaß sprachen die Japaner auf sie ein: „Eigensinnige Brüder, versteht doch, daß wir die Technik der Hunde aus dem Westen übernehmen, nicht, weil wir eine Vorliebe für sie haben, sondern, um sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Wenn Ihr Euch mit uns vereinigt und unserer Führung folgt, werden wir die weißen Teufel nicht nur bald aus Asien verjagt haben, wir werden darüber hinaus ihr eigenes Gebiet erobern und erst das wahre Reich der Mitte begründen, das die Vorherrschaft über die ganze Welt haben wird. Ihr habt recht mit Eurem Nationalstolz und Eurer Verachtung der Europäer, aber es ist nur zu Eurem Schaden, wenn Ihr diese Empfindungen nur durch Träumereien nährt, statt die notwendige Tatkraft zu entfalten. Wir, die Euch in dieser Hinsicht vorausgegangen sind, wir zeigen auch Euch den Weg des gemeinsamen Interesses.

Seht doch, was Euch Eure Politik genutzt hat, jene Politik der Selbstzufriedenheit und des Mißtrauens gegen uns, Eure Freunde und natürlichen Verteidiger! Es hat wenig dazu gefehlt, dass Rußland und England, Deutschland und Frankreich China zur Gänze untereinander aufgeteilt hätten. Eure mit dem Mute eines Tigers vollführten Anschläge haben nur die Wirkung des so kraftlosen Endchens eines Schlangenschwanzes gezeigt.“

Einsichtsvolle Chinesen fanden solche Überlegungen für begründet und auf diese Weise festigte die japanische Dynastie ihre Macht. Sie arbeitete naturgemäß vor allem am Aufbau einer mächtigen Armee und einer starken Flotte. Der größte Teil der japanischen Kriegsmacht wurde nach China verlegt und diente dort als Kader für das neue gewaltige Heer. Die japanischen Offiziere, die das Chinesische sprachen, waren ungleich erfolgreicher in der Ausbildung als die nunmehr entlassenen europäischen Instruktionsoffiziere. Die zahllose Bevölkerung Chinas mit der Mandschurei, der Mongolei und Tibet stellte ein unerschöpfliches Kraftreservoir zur Verfügung.
Nach kurzer Zeit schon konnte der erste Sohn des Himmels aus der japanischen Dynastie die Waffen des neu erstandenen Kaiserreiches siegreich erproben. Er vertrieb die Franzosen aus Tonking und Siam, die Engländer aus Birma und vereinigte ganz Indo-China mit dem Reich der Mitte.

(Fortsetzung folgt)

Die Serie

Mensch und Mystik

Das mystische Moment ist es, was den Menschen im Laufe ihrer Geschichte die Gesundheit erhalten hat. Solange es das Mysterium gibt, bleiben die Menschen gesund; zerstört man es, liefert man sie dem Verfall aus.

Der einfache Mensch ist gesund, weil er ein Mystiker ist. Er gestattet sich, im Zwielicht zu leben. Seit jeher steht er mit einem Fuß auf der Erde und mit dem anderen im Feenland. Er hat sich stets die Freiheit genommen, an seinen Göttern zu zweifeln; anders als der heutige Agnostiker aber hat er sich auch stets die Freiheit vorbehalten, an sie zu glauben. Wahrheit war ihm immer wichtiger als logische Konsequenz. Stand er vor zwei Wahrheiten, die sich zu widersprechen schienen, so akzeptierte er beide und nahm den Widerspruch in Kauf. Seine spirituelle Sichtweise ist so stereoskopisch wie seine körperliche: er sieht zwei verschiedene Bilder gleichzeitig, was seiner Scharfsicht aber nur zum Vorteil gereicht.

So hat er immer an so etwas wie Schicksal, aber auch immer an so etwas wie den freien Willen geglaubt. So hat er geglaubt, dass den Kindern das Himmelreich gehört, aber auch, dass sie dennoch den irdischen Mächten zu gehorchen haben. Er hat die Jungen wegen ihrer Jugend bewundert und die Alten, weil sie die Jugend hinter sich hatten. Genau in diesem Ausbalancieren scheinbarer Widersprüche bestand die Spannkraft des gesunden Menschen. Das ganze Mysterium der Mystik besteht darin: dass der Mensch alles kraft dessen verstehen kann, was er nicht versteht. Der kranke Logiker bemüht sich überall um Klarheit und schafft es, alles ins Geheimnis zu hüllen. Der Mystiker findet sich damit, ab, dass es ein einziges Mysterium gibt und schon wird alles andere klar. Der Determinist arbeitet die Theorie der Kausalität bis ins letzte Tüpfelchen aus, nur um festzustellen, dass er nicht einmal mehr zum Dienstmädchen »dürfte ich Sie bitten« sagen kann. Der Christ akzeptiert, dass die Willensfreiheit ein göttliches Geheimnis bleibt; eben deshalb aber ist sein Verhältnis zum Dienstmädchen so klar und durchsichtig wie Kristall. Er pflanzt den Samen des Dogmas ins Herz der Finsternis; aber der Same keimt und entfaltet sich voller Lebenskraft in alle Richtungen.

Wie wir den Kreis zum Sinnbild der Vernunft und des Irreseins erklärt haben, so erscheint uns das Kreuz bestens geeignet, zugleich das Mysterium und die geistige Gesundheit zu symbolisieren. Der Buddhismus ist zentripetal, das Christentum hingegen zentrifugal: es bricht aus. Denn der Kreis ist seiner Natur nach vollkommen und unendlich, sein Umfang allerdings steht ein für allemal fest: er kann weder größer noch kleiner werden. Das Kreuz dagegen mag zwar im Kern einen Konflikt und Widerspruch enthalten; es kann aber seine vier Arme beliebig ausdehnen, ohne jemals die Form zu verändern. Weil in seinem Zentrum ein Paradox steht, kann das Kreuz wachsen, ohne sich zu verändern. Der Kreis kehrt in sich zurück und ist gebunden. Das Kreuz streckt seine Arme in alle vier Himmelsrichtungen; es ist ein Wegweiser für Menschen, die sich frei bewegen wollen.

Wenn man über diese grundlegenden Dinge spricht, sind allein Symbole von – wenn auch begrenztem – Wert. Ein weiteres Sinnbild aus der natürlichen Welt kann den Platz, den das Mysterium im Blick auf die Menschheit einnimmt, hinlänglich verdeutlichen. Das einzige gottgeschaffene Ding, das wir nicht anschauen können, ist eben dasjenige, in dessen Licht wir alles andere sehen. Wie die Mittagssonne erklärt das Mysterium alles Übrige – dank der Strahlkraft seiner eigenen triumphalen Unsichtbarkeit. Die abgehobene Intellektualität ist nichts als bleichsüchtiger Mondschein, denn sie ist Licht ohne Wärme, Abglanz, den eine tote Welt widerstrahlt. Die Griechen hatten Recht, als sie Apollon zum Gott sowohl der Einbildungskraft als auch der Gesundheit erklärten; er war der Schirmherr der Musen und der Heilkunst.

Über unverzichtbare Glaubenssätze und einen ganz bestimmten Glauben werde ich an späterer Stelle reden. Jene Transzendenz aber, die allen Menschen die Kraft zum Leben schenkt, nimmt im Wesentlichen die Stellung der Sonne am Himmel ein. Wir sind uns ihrer als einer Art von blendender Wirrnis bewusst; sie ist etwas ebenso Strahlendes wie Gestaltloses, ist ebenso sehr Gleißen wie blinder Fleck. Die runde Scheibe des Mondes dagegen ist so klar und eindeutig, so wiederkehrend und unfehlbar wie der euklidische Kreis auf einer Schultafel. Luna ist absolut vernünftig und die Mutter der lunatics, wie man im Englischen die Verrückten nennt

Quelle: G.K. Chesterton: Orthodoxie, Abschnitt II: Der Besessene

Chur: Erstmals zwei Personalpfarreien für den außerordentlichen Ritus

Der Churer Bischof Vitus Huonder erhebt zwei Zentren für Gläubige, die dem außerordentlichen Ritus verbunden sind, zu Personalpfarreien.

Zwei Zentren des Bistums Chur, welche seit 35 Jahren den Ritus in der außerordentlichen Form pflegen, wurden von Bischof Vitus Huonder in den Rang von Personalpfarreien erhoben.

Das Communiqué des Bistums Chur, „Bischof Vitus Huonder errichtet Personalpfarreien“, im Wortlaut:

Seit über 35 Jahren existieren im Bistum Chur zwei Zentren für die Gläubigen, die der ausserordentlichen Form des römischen Ritus verbunden sind. Dort wird in einem Umfang Seelsorge betrieben, wie es vielen offiziellen Pfarreien entspricht, jedoch ohne entsprechende Regelung. Dieses unbefriedigende Dauerprovisorium möchte der Bischof von Chur beenden und kirchenrechtlich Klarheit schaffen. Deshalb hat er per 22. Februar 2012 zwei Personalpfarreien errichtet. Die Personalpfarrei Maria Immaculata in Oberarth wird geschaffen für die Gläubigen aus der Urschweiz, die Personalpfarrei Hl. Maximilian Kolbe in Thalwil für die Gläubigen aus dem Kanton Zürich.

Die Zugehörigkeit zur Personalpfarrei ist nicht wie bei der klassischen Pfarrei primär vom Wohnsitz abhängig, sondern durch die Mitgliedschaft in einer Gruppe, die sich durch Besonderheiten in Ritus, Sprache oder Nationalität auszeichnet. So ist etwa die Italienermission in den Städten Zürich und Winterthur ebenfalls als Personalpfarrei organisiert.

Das Motu proprio “Summorum Pontificum” Papst Benedikts XVI. vom 7. Juli 2007  sieht vor, dass vom Bischof für die Gläubigen, die der ausserordentlichen Form des Römischen Ritus verbunden sind, Personalpfarreien errichtet werden können. In verschiedenen Diözesen, etwa in Rom, Blois, Strassburg, Quebec, Denver, Colorado Springs oder Dallas wurden bereits solche Personalpfarreien errichtet.

Meine Glückwünsche und Gottes reichen Segen an alle Gläubigen der neuen Pfarrei !

Quelle

Purgatorium

Dante Fegefeuer

Liebe Mitbrüder, Brüder und Schwestern im Herrn,

Für Martin Luther war das  Fegfeuer ein Gespenst des Teufels. Diese Ansicht mag damit zusammenhängen, dass  zu seiner Zeit die Lehre der Kirche über das Fegfeuer verdunkelt und verworren  dargestellt wurde, obwohl es schon als Dogma vorlag. Das Konzil von Trient  (1545-1563) hat unter anderm auch darauf reagiert und am 3. Dezember 1563 in  einem Dekret folgendes festgehalten: “Da die katholische Kirche, vom Heiligen  Geist belehrt, aufgrund der heiligen Schriften und der alten Überlieferung der  Väter auf den heiligen Konzilien und zuletzt auf diesem ökumenischen Konzil  gelehrt hat, es gebe einen Reinigungsort (purgatorium) und den dort  festgehaltenen Seelen werde durch die Fürbitte der Gläubigen, vor allem aber  durch das wohlgefällige Opfer des Altares geholfen: so gebietet das heilige  Konzil den Bischöfen, sorgsam darum bedacht zu sein, dass die von den heiligen  Vätern und den heiligen Konzilien überlieferte gesunde Lehre vom Reinigungsort  von den Christgläubigen geglaubt, festgehalten, gelehrt und überall verkündet  werde.”

Das Konzil fügt sodann die Worte bei: Sie – die Bischöfe – sollen “nicht  zulassen, dass Unsicheres oder was am Schein der Falschheit krankt, unters  Volk gebracht und behandelt wird. Das aber, was zu einer gewissen Neugierde oder  zum Aberglauben gehört oder nach schändlichem Gewinn schmeckt, sollen sie als  Ärgernis und Anstoß für die Gläubigen verbieten.”

Die Lehre der Kirche über das  Fegfeuer, das Purgatorium, ist eine Lehre de fide, ein Dogma, eine  unveräußerliche Glaubenswahrheit. Je mehr wir uns in diese Lehre vertiefen,  desto mehr wird uns bewusst, dass die Wirklichkeit des Purgatoriums nicht ein  “Gespenst des Teufels” ist, sondern ein Ausdruck und Erweis von Gottes  Barmherzigkeit und Liebe. Denn, wie wir es in der Lesung aus der Offenbarung des  Johannes eben gehört haben, werden die Toten von ihren Werken begleitet (Offb  14,13). Das, was der Mensch in diesem Leben getan hat, wirkt über dieses Leben  hinaus. Natürlich meint Johannes damit die guten Werke, welche von den Mühen  dieses Lebens Ruhe verschaffen. Ergänzend dazu stehen die Worte des Apostels  Paulus aus dem Zweiten Korintherbrief (5,6-10). Er spricht vom Richterstuhl  Christi, vor dem wir offenbar werden müssen, damit jeder seinen Lohn empfängt  für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat. Es begleiten uns  somit nicht nur die guten sondern auch die bösen Werke. Der Mensch wird auf  Grund dieser Werke gerichtet.

Es ist nun trostvoll zu wissen, dass für den  Mensch auch vor dem Richterstuhl Christi nicht alles verloren ist. Der Herr  offenbart auch da seine Barmherzigkeit, die sich eben darin erweist, dass die  Seele, die noch von der Sünde gezeichnet, die aber in Reue über das Böse in  ihrem Leben aus der Welt geschieden ist, die Gnade der Läuterung empfängt. Das  ist auch der Grund, weshalb die Kirche seit ihren Anfängen für die Verstorbenen  betet. Würde diese Gnade der Läuterung nicht gewährt, wäre das Gebet für die  Verstorbenen unnütz. Da die Kirche aber durch den Heiligen Geist geführt und  geleitet wird, ist diese Lehre, die ihre Grundlage im Alten Testament findet  (vgl. 2 Makk 12,45), eine sichere Lehre, aber ebenso eine trostvolle Lehre.

Zum  Schaden der Seelen wird die Lehre der Kirche über das Purgatorium heute oft in  den Hintergrund gedrängt, so dass das Gebet und das Messopfer für die  Verstorbenen vernachlässig werden. Wir dürfen nicht in einer unheilvollen  Oberflächlichkeit die Meinung vertreten, das Totengedenken müsste zu einer  Auferstehungsfeier werden, und das Fürbittgebet für die Verstorbenen wäre  durch den Osterjubel zu ersetzen. Der Tod soll im Licht der Auferstehung  betrachtet werden, und wir müssen auch im Angesicht des Todes auf den  Auferstandenen blicken, da wir zur Auferstehung mit ihm bestimmt sind. Doch eben  weil wir zur Auferstehung bestimmt sind, sind wir zur Heiligkeit bestimmt, und  die Heiligkeit wiederum erfordert den sündenlosen Zustand der Seele, worüber nur  Gott urteilen kann. Uns ist es dagegen aufgetragen für die Lebenden und für die  Verstorbenen zu beten, damit sie, von Sünde und Schuld befreit, das Ziel  erreichen, von dem der Herr eben im Evangelium gesprochen hat: “Denn es ist der  Wille meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige  Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag” (Joh 6,40). In diesem  Willen des Vaters finden wir den letzten Grund für das Gebet zur Heiligung der  Seelen im Fegfeuer und zu ihrer Befreiung aus dem zustand der Läuterung.

Möge  der Herr die Seelen unserer Verstorbenen in den Chor der Heiligen aufnehmen und  ihnen Anteil am ewigen Lobe Gottes schenken, an jenem dreifachen Sanctus, das  die Engel in Ehrfurcht und Liebe in ununterbrochenem Gesang bekennen. Amen.

Quelle: „Homilie von Bischof Vitus anlässlich der Jahrzeit aller Churer Bischöfe am 10. Februar 2012“

Kurze Erzählung vom Antichrist (01)

Wladimir Solov’ev

Kurze Erzählung vom Antichrist

in Drei Gespräche (Einleitung),  erschienen 1899

Wladimir Solov’ev (1853–1900) war russischer Philosoph, Publizist und Dichter.

Die „Kurze Erzählung vom Antichrist“ ist eine dramatische „ökumenische Apokalypse“. Die drei großen Flügel der Christenheit finden im Angesicht der Herrschaft des personifizierten Bösen zueinander. Katholiken (Papst Petrus II.), Orthodoxe (Starez Johannes) und die Protestanten (Professor Pauli) überwinden in einer endzeitlichen Konfrontation, die sich an die Johannesapokalypse der Bibel anlehnt, ihre Trennungen. Auch die Juden stellen sich dem Bösen entgegen. Der Autor wurde nach dem Erscheinen dieses Textes von seinen eigenen nationalreligiösen orthodoxen Studenten für verrückt erklärt. Sie irrten sich: Entstanden war ein Text der Weltliteratur, der bis heute nicht nur Christen bewegt. Schonungslos wird die Käuflichkeit der meisten Menschen – auch der religiösen – offen gelegt.

Vorwort

(Wladimir Solov’ev, 27. Februar 1900)

Diese Erzählung rief in der Gesellschaft wie in der Presse nicht wenig Missverständnisse und Fehldeutungen hervor, deren Hauptursache ganz einfach die unzureichende Kenntnis der im Wort Gottes und in der kirchlichen Tradition enthaltenen Hinweise auf den Antichrist ist.

Die innere Bedeutung des Antichrist als des religiösen Usurpator, der durch ‚Raub‘ und nicht durch eine geistige Tat die Würde des Sohnes Gottes erwirbt, seine Verbindung mit dem Lügenpropheten und Thaumaturgen, der die Menschen durch tatsächliche und durch lügenhafte Zeichen verführt, die dunkle und im besonderen Sinne sündige Herkunft des Antichristen selbst, der durch Mitwirkung der Macht des Bösen sich die äußere Stellung des Weltmonarchen erwirbt, der allgemeine Ablauf und das Ende seiner Tätigkeit, schließlich einige für ihn und für den Pseudopropheten charakteristische Einzelheiten wie zum Beispiel, daß dieser ‚Feuer vom Himmel fallen läßt‘, die Tötung der beiden Zeugen Christi und die Ausstellung ihrer Leiber auf den Straßen Jerusalems und so weiter – all das findet sich im Worte Gottes und in der ältesten Überlieferung.

Für die Verbindung der Ereignisse und auch für die Anschaulichkeit der Erzählung wurden Einzelheiten verwendet, die entweder auf historischen Erwägungen begründet oder der Einbildungskraft entsprungen sind. Zügen dieser Art – etwa den zum Teil spiritistischen, halb ins Gebiet der Taschenspielerkunst gehörenden Stückchen des Weltreich-Magiers mit unterirdischen Stimmen, Feuerwerk und so weiter – messe ich natürlich keine ernsthafte Bedeutung bei und konnte von meinen ‚Kritikern‘ wohl eine gleiche Betrachtung dieser Dinge erwarten. Was das zweite, sehr wesentliche Moment meiner Erzählung betrifft – die Charakteristik der drei personifizierten Bekenntnisse auf dem ökumenischen Konzil –, so konnte sie nur von denjenigen bemerkt werden, die der Geschichte und dem Leben der Kirche nicht fremd gegenüberstehen.

Der in der Offenbarung gegebene Charakter des Pseudopropheten und seine dort in aller Klarheit angezeigte Bestimmung – die Menschen zugunsten des Antichrist zu verblenden – machen es notwendig, ihm allerlei Stückchen der Zauberei und der Taschenspielerkunst zuzuschreiben. Zuverlässig ist bekannt, „daß sein Hauptwerk ein Feuerwerk sein wird“: „Und tut große Zeichen, daß er auch machet Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen“ (Apokalypse des Johannis; 13,13). Die mechanisch-magische Technik dieser Vorgänge können wir nicht im voraus erkennen, sondern nur davon überzeugt sein, daß sie in 200 bis 500 Jahren die heutige weit übertroffen haben wird; was aber bei einem solchen Fortschritt einem solchen ‚Wundertäter‘ möglich sein wird – darüber möchte ich kein Urteil abgeben. Einige konkrete Züge und Einzelheiten meiner Erzählung wurden den wesentlichen und unbedingt glaubwürdigen Angaben nur zum Zweck der Veranschaulichung beigefügt, um selbige nicht als bloße Schemata dastehen zu lassen.

In allem, was ich über den Panmongolismus und den asiatischen Überfall auf Europa sage, muß man gleichfalls das Wesentliche von den Teilen unterscheiden. Doch auch das zentrale Faktum besitzt hier natürlich nicht die absolute Glaubwürdigkeit, wie sie der künftigen Erscheinung und dem Schicksal des Antichrist und seines Pseudopropheten zukommt. In der Darstellung der mongolisch-europäischen Beziehungen ist nichts direkt der Heiligen Schrift entnommen, wenn sich hier auch für vieles ausreichende Anhaltspunkte finden lassen. Im allgemeinen ist diese Geschichte eine Kette von Möglichkeiten mit gewisser Wahrscheinlichkeit, die auf gegeben Tatsachen beruhen. Ich persönlich glaube, daß diese Wahrscheinlichkeit der Sicherheit recht nahe kommt. Das scheint nicht bloß mir so, sondern auch anderen gewichtigeren Persönlichkeiten.

Ich mußte den Vorstellungen vom künftigen Mongolensturm verschiedene Einzelheiten hinzufügen, um der Erzählung einen Zusammenhang zu geben. Für diese kann ich mich nicht persönlich verbürgen. Vor deren Mißbrauch habe ich mich gehütet. Es war mir wesentlich, das bevorstehende furchtbare Aufeinandertreffen zweier Welten so real wie möglich darzustellen und eben dadurch die dringende Notwendigkeit des Friedens und der aufrichtigen Freundschaft zwischen den europäischen Nationen deutlich vor das Bewußtsein zu rücken.
Wenn ich auch das Ende aller Kriege vor dem Eintreten der endzeitlichen Geschehnisse nicht für möglich halte, so sehe ich doch in der engsten Annäherung und der friedlichen Zusammenarbeit aller  christlichen  Staaten und Völker einen nicht bloß möglichen, sondern notwendigen und sittlich verpflichtenden Weg zur Rettung der christlichen Welt vor niederen, elementarischen Gewalten, die sie zu verschlingen drohen. …

Die historischen Kräfte, von der die Masse der Menschen beherrscht wird, müssen noch aufeinander treffen und sich vermischen, bevor diesem sich selbst zerfleischenden Tier ein neues Haupt erwächst — die weltvereinigende Kraft des Antichrist, der ‚laute und große Worte sprechen‘ (Ap.; 13,5) und zur Zeit seines endgültigen Erscheinens die glänzende Hülle des Guten und der Wahrheit über das Geheimnis der äußersten Gesetzlosigkeit werfen wird, um – wie die Schrift sagt –, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten zu verführen zum großen Abfall (Mk; 13,23). Im voraus auf diese trügerische Maske hinzuweisen, unter der sich der Abgrund des Bösen verbirgt, war meine höchste Absicht, als ich dieses Buch verfaßte.

Ich empfinde, daß mein Werk auch in dieser verbesserten Form verschiedene Mängel hat, aber ich spüre auch, daß die Gestalt des bleichen Todes nicht mehr fern ist, die mir in stiller Weise rät, den Druck dieses Buches nicht auf unbestimmte und unsichere Zeit zu verschieben(1). Wird mir noch Zeit für neue Arbeiten geschenkt, so auch für die Vervollkommnung von früheren. Wo nicht, so habe ich doch in hinreichend klaren, wenn auch kurzen Zügen auf den bevorstehenden Ausgang des Kampfes zwischen Gut und Böse hingewiesen, und ich lasse die kleine Arbeit hinausgehen mit dem dankbaren Gefühl einer erfüllten Pflicht.

(Fortsetzung folgt)

Die Serie


(1) Solovjev starb am 31. Juli 1900.
OD: Vladimir Solovjev starb am 31.07.1900, erst 47jährig. –  Er warnt hier zwar nicht aus vordergründig ökologischen Motiven, aber immerhin erkannte er schon damals, daß sich was anbahnt(e), was größer war, als die bisherigen Staatenkriege. – In Worten Alexander Herzens (gest. 1870) sinngemäß: „Ich befürchte für das nächste Jahrhundert einen Dschingis Khan mit einem Telegrafen.“